Die Reden um den heißen Brei herum werden für mich immer unerträglicher. Warum wird das Kind nicht beim Namen genannt? Warum sind wir nicht einfach ehrlich? Ja, die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist derzeit sehr schwierig, insbesondere für herkömmliche Unternehmungen die an Ihren starren und tradierten Verfahren um jeden Preis festhalten möchten und nicht flexibel auf die von außen, ja von den Arbeitnehmern vorgegebenen Impulsen reagieren wollen. Wie heißt es so schön: Angebot und Nachfrage regeln den Preis! Das gilt eben aktuell im Speziellen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Und das muß kein profanes Kräftemessen sein sondern kann uns gesamtgesellschaftlich wirklich weiterbringen. Hier die Schuld für ein Dilemma einfach auf eine Generation Z abzuwälzen ist zwar einfach, löst aber unsere Herausforderung nicht. Ebenso müßig darüber zu diskutieren ob wir nun die Arbeitszeiten reduzieren sollen (Stichwort Vier-Tage-Woche) oder im Gegenteil wieder deutlich mehr arbeiten müssen. Jeder kennt das doch bei sich selber: Keiner von uns achtet auf die Zeit, die verfliegt oder das Engagement das man einsetzt, wenn wir uns mit etwas beschäftigen zu dem wir uns tatsächlich berufen fühlen, für das wir brennen, bei dem wir in einen sogenannten Flow kommen. Dann sind wir wie selbstverständlich bereit über uns hinaus zu wachsen – und das Beste: Wir sind dann noch überaus glücklich damit so viel leisten zu dürfen. Anscheinend sind diese Voraussetzungen aber in der Arbeitswelt so grundsätzlich erstmal nicht gegeben. Arbeit wird vielfach nur gegen Zahlung von Schmerzensgeld verrichtet – von Identifikation und Sinnstiftung keine Spur. Jeder beantwortet dabei die Frage individuell für sich: Wie hoch ist der Preis? Wollen wir an diesem, auf Dauer giftigen Gefüge, wirklich festhalten? Oder wollen wir endlich die Richtung ändern und gemeinsam neue Wege gehen? Zu oft wird argumentiert, dass uns durch die Arbeitsmoral hin zu weniger Einsatzbereitschaft der soziale Wohlstand flöten geht indem das Wachstum nicht mehr als Antriebsmotor gewährleistet ist. Ist dabei eigentlich der individuelle Wohlstandsgewinn berücksichtigt, der dadurch erzielt wird, dass einer ungeliebten Tätigkeit nicht mehr so unbedingt nachgegangen werden muss? Wim Wenders prägte den für mich bedeutendsten Satz der unsere Situation beschreibt: „Wir haben alle zu viel von allem!“ Das bietet doch Möglichkeiten sich mal zurückzunehmen, zu reduzieren und überraschenderweise festzustellen, dass das Leben dadurch ja gar nicht unbedingt schlechter wird. Klar ist dass die Arbeitnehmerzahlen in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen werden. Das müssen wir erstmal ein Stück weit einfach auch akzeptieren – samt aller sich daraus ergebender Konsequenzen. Vor allem auch die Nutzung neuer Technologien wird uns hier unterstützen können und ein bloßes Nein oder Bedenkenträgerei und unsere typische „German Angst“ zu Künstlicher Intelligenz und anderen Ansätzen sind nicht wirklich offen lösungsorientiert. Wann kommen wir endlich ins wirkliche Tun und schmeißen nicht nur mit populistischen Phrasen um uns? Entscheidungen können nicht länger prokrastiniert werden. Die Aufgabenfelder für neue systemische Ansätze im Change- und Leadershipbereich sind riesig und irgendwann wird der Druck sicherlich so groß werden, dass wir daran nicht mehr vorbeikommen. Irgendwann ist bald! Zum Glück!
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